Die Verkaufseinrichtungen in Priort
1. Verkaufsgeschäft - Kaufmann Scholz
Bei der Suche nach Informationen zu den Verkaufseinrichtungen in Priort fanden wir folgenden Artikel in der Priorter Nachrichten aus dem Jahr 2002 (die Fotos wurden nur zum Teil übernommen bzw. durch andere ergänzt)
VOM KONSUM ZUM GEMEINDEHAUS – EIN RÜCKBLICK
1947
Frau Labentz schloss ihr Lebensmittelgeschäft, das sich in der Chaussee 24, im heutigen Wohnhaus der Familie Willy Heppner, befunden hat.
1948
In den selben Räumlichkeiten eröffnete der KONSUM einen Laden für den Verkauf von Lebensmitteln. Verkaufsstellenleiter waren Herr Kurt Gerlach und später Herr Hans Feikert. Am 01.12.1948 begann der erste Lehrling seine dreijährige Ausbildung zur Verkäuferin: Lieselotte Höft, später verheiratete Kröber. Als Verkäuferin arbeitete seit 1949 Fräulein Hildegard Block, Tochter eines Priorter Töpfermeisters.
Der KONSUM war eine Genossenschaft, in der der Kunde Mitglied werden konnte. Viele Frauen engagierten sich über Jahrzehnte im Vorstand. Der Kunde bekam für jede ausgegebene Mark eine Klebemarke. Das Markenbuch wurde jährlich abgegeben und man erhielt eine erfreuliche Rückvergütung entsprechend seiner nachgewiesenen Ausgaben. Schmunzelnd erinnert sich gewiss mancher an den riesigen Berg von farbigen Klebemarken, vor dem man alljährlich kurz vor der Abgabe saß. Die ganze Familie war beschäftigt!
1951
Zwei weitere Lehrlinge wurden eing estellt: Hildegard Kaiser und Christoph Hoier. Zu dieser Zeit war Frulein Block Verkaufsstellenleiterin, die Mitte 1954 zu ihrem Freund und spteren Ehemann, Konrad Alber nach Westberlin bersiedelte. Noch heute spricht sie lblich ber „ihre“ fleiigen Lehrlinge. Das Lebensmittelgeschft zog mit gleicher Besetzung in das Nachbarhaus Nr. 26, das spter als Brgermeisterei diente und heute der Familie Andreas Lehmann gehrt. In der Chaussee 24 wurde ein Friseur erffnet.
1954
Das Landwarenhaus, DER KONSUM, wurde gebaut. Angeboten wurden Textilien, Haushalts- und Spielwaren. Als Verkaufsstellenleiterinnen tätig waren Frau Jackstatt, Frau Köppe und Frau Heise. Frau Lene Fergho arbeitete jahrelang als Verkäuferin und später oftmals als Aushilfe.
1955
Der vierte Lehrling begann seine Ausbildung: Sieglinde Krolewski, später verheiratete König. Ausgebildet wurde sie in Elstal und Wustermark, erst im letzen Halbjahr kam sie nach Priort.
1958
Wegen Platzmangels zog die Lebensmittelverkaufsstelle in das Landwarenhaus. Es fand ein räumlicher Tausch statt: Textilien und Spielwaren wurden nun im Lebensmittelladen in der Chaussee 26 (ehem. Bürgermeisterei) angeboten. Das Landwarenhaus wurde ein Gemischtwarenladen mit Lebensmitteln, Haushaltswaren, Gemüse und Getränken – WAREN DES TÄGLICHEN BEDARFS. Frau Köppe wurde Verkaufsstellenleiterin, Frau König war als Verkäuferin angestellt.
1969
Frau Sieglinde König übernahm den Laden als Leiterin, blieb es über zwei Jahrzehnte und niemand ahnte, dass sie auch die letzte sein würde. Im Verkauf beschfätigt waren: Frau Julmy, Frau Benz, Frau Scheske, Frau Meißner, Rosemarie Marx, Margit Gombert, Giesela Fergho, Sigrid Werther, Gabriele Fehlow und Maria Schenk. Möglicherweise ist die lange Liste derer, die sich um die Versorgung der Priorter Bevölkerung bemühten, nicht vollständig. In den Zeiten der Mangelwirtschaft war es sicher nicht leicht, die Kunden immer zufriedenzustellen. Frau König erhielt mehrere Auszeichnungen, wie beispielsweise eine Reise nach Moskau und Prag. Sie war eine tüchtige Leiterin, die nach einem schweren Schicksalsschlag plötzlich mit ihren zwei kleinen Söhnen Olaf und Jens allein da stand und einer großen Doppelbelastung ausgesetzt war. Sieglinde König stand „ihren Mann“ und war selten krank. Die Mitarbeiter beteiligten sich an Dorffestspielen u.a. Höhepunkten.
Foto König
In den siebziger Jahren erfolgte eine „Sortimentsbereinigung“, d.h. die Haushaltswaren wurden ausgegliedert. Die sechziger und anfangsiebziger Jahre sind vielen Kunden als die besseren Jahre in Erinnerung. Das Sortiment war breiter, wie beispielsweise das der Süßigkeiten, und das Werder Ketchup war noch keine Mangelware. Ende der siebziger und zunehmend in den achtziger Jahren wurde das Angebot spürbar schlechter. Lange Regale waren mit Zwieback und wenig begehrten Konserven gefüllt.
Gab es statt der wenig saftigen Cuba - Orangen Navelapfelsinen, Bananen, Tomaten oder frische Gurken im Konsum- meist um Weihnachten oder zu anderen Feiertagen - verbreitete sich diese Nachricht im Dorf wie ein Lauffeuer. Damit mglichst viele etwas abbekamen, wurde von den Verkäuferinnen zugeteilt, solange die Ware reichte. Heute ist es unvorstellbar, dass man für sein Kleinkind nur alle sechs Wochen zwei Saftflaschen bekam oder Silvester ohne Sekt feierte, weil es keinen zu kaufen gab. Gut war derjenige dran, der Beziehungen zu einem Laden in Ostberlin, Westverwandtschaft oder einen Rentner in der Familie hatte, der in den Westen fahren und dort Dinge besorgen konnte.
1984
Der Konsum wurde moderner: er wurde rekonstruiert und erhielt Anbauten – links eine Warenschleuse, ein kleines Büro und Sanitärräume sowie rechts einen Eingangsbereich. Neu eingerichtet wurde auch eine Fleischecke. Das Gemüse- und Fleischauto belieferte unseren Konsum zweimal wöchentlich, dienstags und donnerstags. Der Getränkewagen brachte die Ware im Sommer zweimal und im Winter einmal in der Woche. Schlangestehen war besonders an diesen Tagen und in den Sommermonaten, wenn die Wochenendler in unser Kleinod stürmten, mehrmals angesagt, denn die Lieferfahrzeuge kamen nicht gleichzeitig. Zeit brauchte man! Lange vor Ladenöffnung versammelten sich Menschentrauben auf dem ungepflasterten Konsumvorplatz, um das Beste für die Familie zu bekommen. Hier erfuhr man aber auch Neuigkeiten von Mund zu Mund und vom „schwarzen Brett“, Rezepte von Eier- und Kaffeelikör bis Ketchup und Marmelade, Tricks, wie man am besten Flecken entfernte, mit welchem Hausmittel Krankheiten bekämpft werden. Man sprach über Gott und die Welt!
1990
Nach der Wende gab es nun auch in Priort ein breites Angebot an fast allem, was das Herz begehrte. Selbst die Verkäuferinnen hatten sichtlich mehr Freude am Verkauf. Mit der Währungsunion war jedoch das Aus des Konsums vorprogrammiert. Die Konkurrenz wurde größer, ein Preisvergleich selbstverständlich und die Priorter, vor allem die jüngeren, mobiler. Ein Auto und nicht selten einen Zweitwagen hatten nun die meisten.
1991
Der Konsumvorplatz wird großflächig gepflastert und eine neue Bushaltestelle errichtet, damit die Kunden und Schulkinder trockenen Fußes an ihr Ziel gelangen.
1992
Trotz eines für Priorter Verhältnisse gigantischen Jahresumsatzes von über einer Million DM wurde der Konsum nach vierundvierzigjähriger Geschichte geschlossen. Es ging nicht nur die Einkaufsmöglichkeit für die Priorter verloren, sondern auch der Kommunikationstreffpunkt. Nachfolgende Versuche, einen neuen Laden im Ort zu führen, scheiterten an der Marktwirtschaft. Was blieb, sind gute und weniger gute Erinnerungen an Konsumbrot, Rondo-Kaffee (8,75 M für ein Tütchen), Cama, Pfeffi und vieles mehr sowie die fliegenden Händler, die Priort seitdem wöchentlich anfahren. Fast zehn Jahre war das Gebäude, das die Gemeinde zwischenzeitlich käuflich erwarb, ohne Nutzung. Die Bausubstanz verfiel von Jahr zu Jahr. Die Mitte der Siedlung in diesem Zustand zu erleben, ärgerte und schmerzte die Priorter. Die Gemeinde hatte keine Mittel für einen Umbau. Durch ein größeres Grundstücksgeschäft in den neunziger Jahren wurde er möglich.
1999
Die Erarbeitung einer Konzeption für ein Gemeindehaus begann und im Jahr 2001 fiel endlich der „Startschuss“ für die langersehnte Bautätigkeit.
2002
Das Gemeindehaus wird im Frühjahr fertiggestellt. Ein Grund zum Feiern, denn dass es ein so schönes Haus wird, hätte man nicht gedacht! Im Erdgeschoss werden Räumlichkeiten für den Friseur, den Arzt und die Gemeinde eingerichtet. Damit entsteht an der selben Stelle ein neuer Kommunikationstreffpunkt. Das Dachgeschoss steht mit zwei Wohnungen zur Vermietung. Die Priorter eint das Urteil über einen gelungenen Umbau und die Freude an einer sehenswerten Siedlungsmitte. Die Gemeinde hat das Projekt mit einer Dreiviertelmillion DM aus eigener Kraft finanziert. Wir danken Frau König, Frau Alber, und Frau Körber herzlich für die erteilten Auskünfte.
Käthe Conrad, Gertraud Körn, Manuela Vollbrecht